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11.Februar.2015

25./26. Januar 2017

Aus der Pieterlen Post 4/2013

Presse

«BIEL-BIENNE» vom 11.2.2015

Sie sind Cellolehrer und Komponist; die Musik nimmt einen grossen Stellenwert in Ihrem Leben ein – was bedeutet Ihnen Musik?

Musik ist ein Ausdrucksmittel wie die Sprache, wobei sie leichter verständlich ist. Ich möchte die Menschen durch Musik dazu anregen, über sich und die Welt nachzudenken.

 

Weshalb ist es wichtig, dass die Kinder ein Instrument spielen lernen?

Der Mensch hat die Musik in seiner Natur! Das Musizieren fördert nicht nur die Selbstkompetenz, das Spielen hilft einem auch dabei, seine soziale Ader zu stärken. Ein Instrument zu spielen ist wie eine neue Sprache zu erlernen und trainiert das Hirn.

 

Sie sind auch Schriftsteller und haben kürzlich den Kriminalroman „Der Wolf ist tot“ veröffentlicht. Worum geht es im Buch?

Es ist eine Familiengeschichte, die sich um einen Mord dreht und in Aarberg spielt. Zwei Brüder kommen darin vor, wobei der eine dabei als «gut» und der andere als «böse» bezeichnet werden kann, und die Mutter eine zentrale Rolle spielt. Es ist also auch ein Familiendrama, in dem es um Zurückweisung geht.

 

Was brachte Sie dazu, den Stift zu ergreifen und Geschichten niederzuschreiben?

Das geht auf den Schulunterricht zurück – das habe ich den Kindern auch immer gerne Geschichten erzählt, um ihnen etwas zu erklären. Und ich habe eine grosse Fantasie… Es hat angefangen, als ich für meine damalige Band ein Musical verfasste und die Musik und Texte schrieb. Und als ich mich später nach einem Spitalaufenthalt daheim erholte und viel Zeit hatte, habe ich zu schreiben angefangen.

 

Was fasziniert Sie am Schreiben?

Das ist eine schwierige Frage, die ich gar nicht beantworten kann. Aber das Schreiben hilft mir sicher, meine Gedanken zu ordnen und meine Ohnmacht gegenüber der Welt zu verarbeiten. Es ist eine Verarbeitung des Alltags, bei der man den Kopf freibekommt.

 

Sie kombinieren neuerdings die Musik mit der Sprache und haben ein Bühnenprogramm namens «Klingende Bücher» entwickelt. Was kann man sich darunter vorstellen?

Ich möchte die Bücher auf die Bühne bringen und zwar nicht nur als Lesung, sondern als Kulturereignis! Für manche Charaktere habe ich Melodien komponiert, die ich dann an bestimmten Stellen vorspiele. Sie sollen sich mit dem Lesen abwechseln und so für eine Auflockerung und Ergänzung sorgen.

 

Ihre Tochter ist Tetraplegikerin – was haben Sie aus dem Leiden Ihrer Tochter über das Leben gelernt?

Dass wir uns zu viele Sorgen über Kleinigkeiten machen. Der starke Lebenswillen meiner Tochter hat mir gezeigt, dass man etwas aus seinem Leben machen soll, denn das Leben ist ein Geschenk! Man sollte es annehmen und ihm selber einen Sinn geben. Dazu möchte ich mit meiner Arbeit auch die Leute motivieren: Sucht das Glück in euch selber.

 

Welche Erfahrungen haben Sie bezüglich den Reaktionen Ihrer Mitmenschen gemacht, die mit dem körperlichen Gebrechen Ihrer Tochter konfrontiert waren?

Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich; jedoch scheinen viele Leute Probleme im Umgang mit Behinderten zu haben und darin eine Hilflosigkeit zu zeigen.

 

Wenn Sie neben der Familie und der Arbeit noch Zeit nur für sich finden – was machen Sie dann?

Ich schreibe und spiele Cello und versuche, eine meiner vielen Ideen umzusetzen. Und ich würde gerne mehr Sport treiben…

 

Was haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen?

In der näheren möchte ich einen neuen Krimi schreiben und geeignete Auftrittsorte für mein Programm finden.

 

Auszug aus einer Reportage

 

Der Weg nach Lobsigen führt durch die winterliche Schneelandschaft des Seelandes. Hier wohnt Andres Muhmenthaler mit seiner Frau, und schon bevor man die Hausklingel ringen lässt, hört man die warmen Töne eines Cellos durch die Türe und die Fenster dringen.

 

Musik

«Die Musik ist wie die Sprache ein Ausdrucksmittel», meint Muhmenthaler, der seit 2002 an der Musikschule Aarberg Cello unterrichtet. «Sie führt die Menschen zusammen und erlaubt es, den anderen seine Gefühle mitzuteilen.» Im guten Fall motiviert einen die Musik zum Nachdenken über das eigene Leben: «Dazu möchte ich die Leute anregen», unterstreicht Muhmenthaler. Seit fünf Jahren verfasst der 56- Jährige eigene (mitunter satirische) Lieder, die gesellschaftskritische Töne nicht scheuen. Denn Muhmenthalers Blick auf die Gesellschaft ist kritisch: Die Menschen seien in der Hektik des ewigen Wirtschaftswachstums gefangen, auf der Flucht vor sich selber. Es würde eine Wohlstandsverwahrlosung herrschen.

Die viel gepriesene Elektronik im Alltag würde das Zwischenmenschliche zum Negativen verändern. «Viele Leute vereinsamen. Die Elektronik suggeriert die Illusion, keine Mitmenschen mehr zu brauchen.»

PORTRÄT

 

Andres Muhmenthaler

 

Der Cellolehrer, Autor und Komponist will mit seinem künstlerischen Schaffen Menschen zum Nachdenken bringen.

Biel-Bienne, 25./26. Januar 2017

Wie schätzen Sie den Zustand der Schweizer Gesellschaft ein?

Als ein wenig wohlstandsverwahrlost – es kann doch nicht sein, dass so viele Leute «Shoppen» als Hobby bezeichnen… Die Gesellschaft unterliegt auch dem Diktat des Wirtschaftswachstums. Auch beobachte ich bei meiner Arbeit als Lehrer einen Zerfall der Familie – die Kinder  scheinen immer weniger Halt von ihren Eltern bekommen.

 

An was «krankt» Ihrer Meinung nach der gesellschaftliche Körper?

Wir sind auf der Flucht vor uns selber und haben Angst vor der inneren Leere. Die Elektronik verändert das Zwischenmenschliche massiv, und es besteht die Gefahr, dass sich manche Leute in ihr verlieren, vereinsamen und nicht mehr zurück in die Gesellschaft finden. Die Technik suggeriert die Illusion, dass man die Mitmenschen nicht mehr braucht.

 

 

Andres Muhmenthaler lässt Bücher erklingen.

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