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Aus der Pieterlen Post 4/2013

Presse

Bieler Tagblatt vom 31. Mai 2019

Der Wolf lebt - und wie

 

Aarberg. Der Krimi «Der Wolf ist tot» von Res Muhmenthaler wird verfilmt. Warum der Hauptdarsteller nicht gecastet wurde und wie es kam, dass Gilles Tschudi mitmacht, erklärt Mitinitiator Renato Anneler.

 

11 850 Franken, 118 Prozent. Das sind die zwei Zahlen, die Renato Anneler freuen. Seit Anfang Monat ist das Filmprojekt «Der Wolf ist tot» auf der Crowdfundingplattform lokalhelden.ch online. Noch bis Mitte Juni wird um Beiträge geworben. Die Finanzierungsschwelle beträgt 10000 Franken, das Finanzierungsziel 15 000 Franken.

 

Und die Menschen aus der Region spenden. «Sie tun dies, weil sie die Nähe des Projekts zur Region spüren», sagt Anneler. «Wir sind hier verankert, wir machen etwas in Aarberg und für Aarberg. Wir setzen dem Stedtli ein filmisches Denkmal.» Bereits nach einer Woche war die Schwelle von 10 000 Franken überschritten, bald hat das Projekt 100 Unterstützer.

 

Annelers Begeisterung ist förmlich greifbar. Zum Gesprächstermin erscheint er im Logo-T-Shirt des Films, er schwärmt von den «enormen Sympathien und der Unterstützung im Stedtli», er erzählt von der Freude, der bei allen Beteiligten zu spüren sei.

 

Das Budget

Um was geht es eigentlich? Anneler, Benoit Perritaz und Elmar Vatter, die sich durch ihre Arbeit beim Lysser TV-Sender Loly kennen und beim Film und Fernsehen Erfahrungen als Statist, in der Regie-Assistenz oder hinter der Kamera gesammelt haben, wollen den Krimi «Der Wolf ist tot» des Aarberger Autors Res Muhmenthaler verfilmen. Das Buch ist das erste einer Serie rund um den Ermittler Heiri Weber. Mittlerweile ist bereits der vierte Band erschienen (das BT berichtete).

 

Entstanden ist die Idee nach und nach: Anneler, der die schauspielerische Regie übernimmt, hatte bei der Lektüre des Buches bereits einen Film im Kopf, Muhmenthaler fragte ihn irgendeinmal später, was er davon halten würde, aus einem seiner Bücher einen Film zu machen. So gaben sich Idee und Umsetzung die Hand. Alles lief, organisch und mehrspurig.

 

«Reich werden wir mit diesem Projekt nicht», erklärt Anneler. «Und das wollen wir auch gar nicht.» Vielmehr gehe es darum, einen Traum zu verwirklichen, einmal einen Film von A bis Z selber zu machen, so der Journalist. Eine fiktionale Geschichte zu erzählen sei für alle drei eine komplett neue Erfahrung. Eigens dazu haben sie den Verein Wolfsrudel gegründet.

 

Weil es ihr Erstling ist, ist das Budget so klein wie möglich und so gross wie nötig. Anneler spricht von 55 000 Franken. Das ist für einen 60-minütigen Film mit vielen Sprechrollen und zahlreichen Drehorten ein sehr bescheidener Betrag. Je 5000 Franken stammen von der Klappe GmbH, der Firma von Perritaz und Vatter, die Werbe- und Imagefilme herstellt, und Loly TV, die sich die Produktion teilen. Gesucht sind jetzt also noch 45 000 Franken.

 

Neben den Beiträgen von Loly und Klappe und parallel zum Crowdfunding läuft die Suche nach Sponsoren. Erste Läden in Aarberg haben ihr Interesse gezeigt, Product Placement wird diskutiert. Als vierte Säule der Finanzierung sollen Stiftungen, Gemeinden und Förderstellen angefragt werden.

 

Sämtliche Arbeiten werden ehrenamtlich durchgeführt. Das Geld wird für die Technik und die Verpflegung, den Transport und die Set-Einrichtung gebraucht.

 

Das Besetzen der Rollen sei eine intensive Erfahrung gewesen, so Anneler. Spannend und schön, anstrengend und anspruchsvoll. Anneler erinnert sich an drei Besonderheiten: Ausgerechnet der Hauptdarsteller, Heiri Weber, wurde nicht gecastet. «Ich wusste von Anfang an, wen ich will», sagt Anneler. Es ist Hans Baumann, ein früherer Lehrer Annelers. Und er hat zugesagt.

 

Die Rolle von Rita, Heiris Ehefrau, liess sich trotz allen Bemühungen nicht besetzen. Es gab zwar eine klare Favoritin. Doch die Frau sprach Hochdeutsch. Eine Frau aus Aarberg spricht doch Dialekt. Ein Kniff half schliesslich: Mummenthaler hat die Frau im Roman ohne Hintergrund gezeichnet. So liess sich relativ problemlos eine Lebensvergangenheit in unserem nördlichen Nachbarland einbauen.

 

 

 

 

 

 

Schliesslich Gilles Tschudi. Der Profischauspieler spielt den Hauptverdächtigen. «Ich war ein Lüthi & Blanc-Fan», sagt Anneler, «und fand den Michael Frick einfach furchtbar – und den Schauspieler hinter dieser Figur einfach super. Es ist für mich eine Ehre, dass er sich beworben hat, bei uns zum Vorstellungsgespräch kam und dann auch noch zugesagt hat.» Für seinen Einsatz werde er, wie alle anderen, nicht entlohnt. Tschudi begründet seine Teilnahme so: «Immer wieder höre ich von Leuten, die einen Film machen wollen aber die Herausforderungen als zu schwer ansehen. Sie machen es einfach. Das will ich unterstützen.»

 

Genauso umfassend wie das Personenverzeichnis ist dasjenige der Drehorte. Anneler verdreht theatralisch die Augen: «Wir haben die Anzahl Locations unterschätzt. Es werden über 30 sein». So muss zum Beispiel eine Geburt in einem Spital gezeigt werden.

 

Bislang haben die drei fast 400 Arbeitsstunden in das Projekt gesteckt. Und es werden noch viele mehr.

 

Das Spektakel

Noch hält sich Anneler sehr bedeckt, wie die Adaption des Buches auf der Leinwand aussehen wird. Ein Satz, den er schmunzelnd irgendeinmal formuliert, lässt aber aufhorchen: «Wir sind in der Schweiz und neigen nicht zum Spektakel. Die Geschichte wird aber einen spektakulären Anfang nehmen.»

 

Bald geht es richtig los mit den Dreharbeiten: «Wir planen seriös und bereiten uns minutiös vor», erklärt Anneler. «Wir wissen aber aus Erfahrung, dass auf dem Dreh alles anders kommt.» Er lacht. Und wieder ist er zu spüren, der Mix aus Pragmatismus und Enthusiasmus.

 

Diese Mischung kommt offenbar an. Bei Redaktionsschluss dieses Artikels steht das Crowdfunding bei fast 14 000 Franken.

 

Der Weg

An Pfingsten fahren die drei Verantwortlichen nach Südfrankreich. Dort spielt ein zentraler Teil des Krimis, dort sollen Aufnahmen entstehen, die dann in den Film geschnitten werden, weil es viel zu teuer wäre, die ganze Crew dorthin zu bringen. Am 16. Juni treffen sich Cast und Crew das erste Mal. Die Kamera führt übrigens Aurel Ganz, der mit dem Kurzfilm «Porcelain Stare» bereits für einige Furore sorgte (das BT berichtete). Die Hauptdreharbeiten finden imAugust und September statt. Die Uraufführung findet am Cinehappening Lyss im Sommer 2020 statt. «Die Veranstalter haben uns sogar den Eröffnungsabend reserviert», sagt Renato Anneler. Anschliessend wird das Werk auf Loly TV zu sehen sein. Zudem wird ihn Manuel Zach in seinem Lysser Kino zeigen. «Wenn sich weitere Kinos melden, freuen wir uns», so Anneler. Danach wird der Film auf aarbergerkrimi.ch online publiziert.

 

Das Buch

In Aarberg ist eben eine psychiatrische Klinik eröffnet worden. Dort ereignet sich ein Mord. Hauptkommissar Heiri Weber übernimmt den Fall – dieser wird ihm nach einer Entgleisung aber wieder entzogen und er wird in Zwangsurlaub geschickt. Doch im vermeintlich ruhigen Süden holt ihn die Geschichte wieder ein – und Weber tut, was ihm eigentlich verboten ist:Er nimmt die Ermittlungen wieder auf – und gerät in Teufels Küche. Nach «Der Wolf ist tot» sind von Res Muhmenthaler drei weitere Bücher mit Kommissar Heiri Weber in der Hauptrolle erschienen.

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