Roman

 

Taschenbuch

96 Seiten

2. Auflage Nov. 2017

ISBN 978-3-9524751-8-8

 

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Andres Muhmenthaler

Der Stammtisch

 

Dieser Roman ist nicht nur eine Hommage an das historische Städtchen ­Aarberg im schweizerischen Seeland, sondern erzählt auch die ergreifende Liebesgeschichte von Emmi und Pjotr aus der Sicht einer stolzen, alten Eiche, deren Herzstück sich später als Stammtisch viele Gedanken über die heutige Gesellschaft macht.

Leseprobe

Schwungvoll parkt er seinen sauber geputzten Alfa Romeo auf dem schmucken Stedtliplatz. Er, Luca Haldimann, 28-jährig, ist Kundenberater bei einer Versicherung und seit Kurzem liiert mit Anke. Man hat sich über elitepartner.com kennengelernt.

Sichtlich in Gedanken vertieft, entfernt er sich von seinem Wagen, kehrt nochmals um, schnappt sich seinen Laptop und eilt dann dem Eingang der «Krone» zu.

Etwa zehn Minuten für einen Espresso müssen drinliegen!, redet er sich zu und betritt die altehrwürdige Gaststube. Etwas irritiert stellt er fest, dass alle Tische bis auf zwei reserviert sind. Er hat die Wahl, sich entweder zur Behinderten mit Hund oder aber an den Stammtisch zu Chrigu, dem Alkoholiker, zu setzen. Wahrscheinlich wird die «Krone» bald mit einer Schar von hauptsächlich alten Weibern überschwemmt, die auf ihrer Seeland-Carfahrt ausgerechnet hier einen kleinen WC-Stopp einschalten, überlegt er. Und Zeit, nein, Zeit, um das Lokal zu wechseln, habe ich jetzt wirklich nicht.

Widerwillig entscheidet er sich, am Stammtisch Platz zu nehmen. Noch im Absitzen ruft er der Serviertochter, die hinter der Theke mit dem Trocknen von Gläsern beschäftigt ist: «Bringen Sie mir einen doppelten Espresso!»

Sofort klappt er seinen Laptop auf und vertieft sich in seine Arbeit. Den an ihn gerichteten Gruss von Chrigu erwidert er mit einem leichten Kopfnicken, das unmissverständlich klar macht, dass er sich auf kein Gespräch einlassen wird.

Als Jessica ihm seinen Kaffee hinstellt, schiebt er ihr, ohne vom Bildschirm aufzublicken, ein Fünffrankenstück zu. Als sie sich bedankt und nach Münzen sucht, raunt er ihr leicht genervt zu: «Ist gut so!»

Mit dem Schlagwort «Zeit ist Geld» meldet sich Chrigu mit einem Augenzwinkern in Richtung Jessica zu Wort und bestellt noch eine Flasche Bier. Luca überhört den Spruch absichtlich und hämmert noch etwas intensiver auf seine Tastatur ein. Er schiesst sich nämlich schon förmlich auf seinen nächsten Kunden ein. Sein Erfolgsrezept ist einfach: Man muss dem Kunden immer zuerst eine mögliche Prämienreduktion anbieten und nachher mit Einbezug des Angstfaktors zuschlagen.

Diese Taktik hat ihm schon viel Erfolg gebracht. Im letzten Jahr konnte er seiner Versicherung schweizweit am meisten Geld einspielen und erhielt dafür eine saftige Bonifikation.

Dieser Alki hat doch keine Ahnung!, denkt er. Der profitiert doch von Leuten wie mir und kann den ganzen Tag Bier saufen und dumme Sprüche klopfen. Er ist ein Schmarotzer, genau wie die Behinderte, die einem notabene mit ihrem Hund noch den letzten freien Platz in der Wirtschaft streitig macht.

Apropos, wie geht es wohl meiner Cousine? Seit fünf Jahren lebt sie jetzt nach ihrem Autounfall im Heim.

Im Rossfeld oder so…

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