Kriminalroman

 

Taschenbuch

132 Seiten

2. Auflage 31.1.2017

Fr. 21.90

ISBN 978-3-735782-89-2

 

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Andres Muhmenthaler

Der Wolf ist tot

 

Schlimm, was fehlende Mutterliebe aus einem Menschen machen kann. Die Sehnsucht nach Zuneigung und Liebe treiben Lars Flückiger, den Zwillingsbruder von Marc, ins Verderben. Eine moderne, jedoch genauso tragische Kain-und-Abel-Kriminalgeschichte entwickelt sich.

 

In der neu eröffneten Psychiatrischen Klinik Aarberg ereignet sich ein Mord. Hauptkommissar Heiri Weber, eine lebende Legende in Sachen effizienter Fahndung, gerät emotional ausser Kontrolle. Der Fall wird ihm entzogen. Mit seiner Frau Rita fährt er in Zwangsurlaub.

 

Wie in einem schlechten Traum tauchen an der Côte d’Azur jedoch Exponenten aus seinem abgegebenen Fall auf. Wie besessen beginnt Weber heimlich und verbotenerweise zu ermitteln. Dabei geht es ihm weniger darum, sich für seinen Fauxpas in Aarberg zu rehabilitieren, als vielmehr darum, hinter das Geheimnis der Familie Flückiger zu kommen und den verzwickten Wolfsfall zu lösen. Unbewaffnet und als Alleinermittler im Ausland unterwegs, bewegt er sich jedoch auf sehr dünnem Eis. Auf der Suche nach Gerechtigkeit bringt er sich und seine Frau gar in Gefahr.

Leseprobe

Durch ein schmales Gässchen gelangen Webers nun zum weltberühmten alten Hafen mit den Luxusjachten. «Hoffentlich finden wir noch ein schattiges Plätzchen in unserem Bistro», bemerkt er. «Ich muss mich noch etwas akklimatisieren, weisst du. Bei uns hat es ja vor ein paar Wochen noch geschneit, und die Sonne entfaltet hier um die Mittagszeit in dem vom Wind abgeschirmten Hafen ihre ganze Kraft», ergänzt er.

Zufällig wird gerade ein Tisch frei, und während sie  etwas Kleines essen, können sie die malerische Hafenpromenade und die Sicht auf die Jachten geniessen. «Schau, sogar hier unten gibt es Fans vom SC Bern!», sagt Rita auf einmal überrascht und deutet auf eine Jacht, die soeben angelegt hat. Tatsächlich flattert im Heck des Kahns eine Meisterflagge des Schlittschuhklubs Bern.

Gehört dieses neben den protzigen Motorjachten zwar eher kleine, aber dennoch ansehnliche Boot tatsächlich einem Berner?, fragt sich Heiri, denn sie wird nicht etwa auf einem Visiteurplatz vertäut. Krampfhaft versucht er, den Schiffsnamen zu erraten, denn durch die danebenliegende Segeljacht ist der lange Schiffsname mehr als zur Hälfte verdeckt. W.NU …… MPLITZ ist zu erkennen.

Das darf doch wohl nicht wahr sein! Plötzlich ist Heiri hellwach. Wohl um sein Gewissen zu beruhigen, und weil es ihm Rita gegenüber peinlich ist, dass sein Ermittlerinstinkt ihn schon wieder voll erfasst hat, macht er noch einen Spruch über den Kassenzettel, der ihnen auf dem Tellerchen serviert wird.

«Da schau! Die Franzosen werden wohl noch in hundert Jahren den Betrag auf den Kassenzetteln zusätzlich in Französischen Francs angeben! La Grande Nation, hm, hm!» Nach dem Bezahlen steht Heiri sofort auf und steuert zielstrebig auf die «Berner» Jacht zu. «Komm, wir gehen uns das Schiff etwas genauer ansehen.»

«Wer aus unserer näheren Heimat kann sich schon einen Hafenplatz in Saint-Tropez leisten, frage ich mich. Kannst du den Schiffsnamen lesen», fragt Rita. «Ich habe mit meiner ungeschliffenen Sonnenbrille keine Chance». Da bemerkt sie seine fahle Gesichtsfarbe und sein ungläubiges Kopfschütteln. «Ist dir nicht gut? Wollen wir in den Schatten zurück?», fragt sie besorgt. «Das Boot ist doch gar nicht so wichtig! Eigentlich ist es eh pervers, wie die Bonzen hier ihren Reichtum zelebrieren. Und wir tun ihnen auch noch die Ehre an und pilgern förmlich hierhin zu ihren Prestigeobjekten. Was hat ihnen zu ihrem exzessiven Reichtum verholfen? Wie viele arme Kerle mussten dafür Opfer bringen?!», enerviert sie sich. «Komm, wir gehen ins klimatisierte Auto zurück!», schlägt sie ihrem Mann vor, der immer noch auf den im Liegestuhl liegenden Mann starrt und etwas wie «W.Nuss vo Bümpliz» und «ein Toter im Liegestuhl» murmelt.

Jetzt nur nicht durchdrehen, denkt er besorgt und hütet sich, seiner Frau irgendetwas von seinen Überlegungen kundzutun. «Es geht schon besser», gibt er seiner besorgten Frau zur Antwort. «Ich muss mich wohl in den nächsten Tagen wirklich schonen»

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